Orientierung & Mobilität

Die Förderung einer altersgerechten und selbstbestimmten Mobilität ist ein zentrales Prinzip der LVR-Louis-Braille-Schule für blinde und sehbeeinträchtigte Schüler*innen. Dabei vermitteln unsere Lehrkräfte gezielt Schutzstrategien, Orientierungshilfen und die Nutzung der vorhandenen Sinne.

Eine Tafel an der Wand neben einem Zimmer im Schulgebäude. Darauf steht der Text "Krankenschwester". Dazu sind darauf noch ein Fiebermesser aus Plastik sowie das passende Metacom-Symbol zu ertasten bzw. zu sehen.

Warum unterstützen wir die Kinder in ihrer Mobilität?

Das Erreichen einer alters- und entwicklungsgemäßen Mobilität stellt für Menschen mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung und für ihre Bezugspersonen eine besondere Herausforderung dar. Darum ist die Berücksichtigung grundlegender Aspekte ihrer Mobilitätsentwicklung durchgängiges Unterrichts- und Umgangsprinzip in allen Bereichen unserer Schule.

Dabei möchten wir unsere Schüler*innen dazu motivieren und befähigen, sich frei und selbstbestimmt fortzubewegen. Die Vermittlung grundlegender Schutzstrategien ist ebenso entscheidend wie die Förderung von Körper- und Raumschema sowie Begriffsbildung.

Unsere Schüler*innen werden gezielt unterstützt und gefördert, ihre vorhandenen Sinne zu nutzen, um die jeweilige Umgebung zu verstehen, sich in ihr zu orientieren und gezielt fortzubewegen.

Den Hörsinn trainieren

Besonders wichtig ist die Hörerziehung, deren enormes Spektrum mit diesen Beispielen umrissen werden kann:

  • Wahrnehmung der Größe von Räumen

  • Bewegung hin zur sprechenden Bezugsperson

  • Bemerken von Schalllücken (offene Tür, Garderobennische)

  • akustische Analyse des Verkehrsflusses an komplexen Kreuzungen

Ein Schüler mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung läuft im Gang des Schulgebäudes und ertastet mit dem Handrücken die Wand, damit er sich orientieren kann.

Ein Schüler gleitet mit der Hand an der Flurwand als Leitlinie entlang

O&M-Unterricht

Die pädagogische Grundlagenarbeit in allen schulischen Bereichen wird ergänzt durch Einzelunterricht in Orientierung und Mobilität (O&M-Unterricht). In der Regel beinhaltet dieser auch die Einweisung in die Nutzung des individuell angepassten Blindenstocks.

Der O&M-Unterricht wird in die Stundentafel der Schüler*innen integriert. Er findet in den Gebäuden und auf dem Gelände der LVR-Louis-Braille-Schule sowie im gemischten Wohngebiet statt. Er wird durchgeführt von einer Lehrerin der Schule, die aufgrund einer Zusatzausbildung auch als "Lehrerin für Orientierung und Mobilität" anerkannt ist.

Eine Schülerin mit Blindheit läuft auf dem Weg zwischen den Schulgebäuden und orientiert sich mit einem Blindenstock anhand der Markierungen auf dem Boden.

Eine Schülerin nutzt mit ihrem Langstock das Pflastersystem im Schulgelände und biegt an einer Kreuzung ab.

Unser Grundsatz: Unterstützung für alle

Wesentlich für "Orientierung & Mobilität" als Unterrichtsprinzip und als Unterrichtsfach an der LVR-Louis-Braille-Schule ist die pädagogische Zusammenarbeit des gesamten Kollegiums: Die Mobilitätsförderung unserer sehr verschiedenen Schüler*innen in den unterschiedlichen schulischen Bereichen ist gleichbedeutend!

Entscheidend ist nicht allein, in welchem Maß die traditionellen Ziele „sicher – zügig – angemessen“ und objektive Sicherheit im Straßenverkehr erreicht werden. Wichtiger ist vielmehr, dass alle Schüler*innen lernen können, sich in der ureigenen Situation freier und sicherer zu bewegen – und dass jede*r Einzelne dadurch mobiler wird.

In enger Zusammenarbeit

Unbedingte Voraussetzung für Fortschritte und Erfolge unserer Schüler*innen in "Orientierung und Mobilität" ist die enge Zusammenarbeit aller am Erziehungsprozess beteiligten Personen.

Die einzelnen Pädagog*innen tauschen sich zum individuellen Lernstand der Schüler*innen stets aus. Dadurch können sie den O&M-Unterricht für jedes Kind individuell gestalten und das bereits Gelernte in den Schul- und Internatsalltag übertragen. Der Austausch am Elternsprechtag und/oder bei einer Hospitation im O&M-Unterricht unterstützt die Eltern und andere Bezugspersonen, die Mobilität ihrer Kinder angemessen zu fördern und in den Familienalltag zu integrieren.

Schulungen für Fachkräfte und Eltern

Regelmäßige O&M-Schulungen für neue Kolleg*innen aller Berufsgruppen sowie im Rahmen der Freiwilligendienste tragen zur Qualitätssicherung bei. Bei unseren Kursen bieten wir Eltern und anderen Familienmitgliedern sowie dem Personal pädagogischer Einrichtungen Gelegenheit, Grundstrukturen der Mobilitätsentwicklung und -förderung kennenzulernen und konkrete Strategien für angemessene Unterstützung anzuwenden.